Die Geschichte der Thomas Müntzer Schule
Der Grundstein für die Borngassenschule, unserer heutigen Sekundarschule „Thomas Müntzer“, wurde am 24.März 1897 gelegt und am 01.August 1898 mit sechs Klassen der Jungen und sechs Klassen der Mädchen der Stadtschule aus den nördlichen Stadtteilen bezogen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrug die durchschnittliche Klassenfrequenz 80 Schüler. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es nicht wenige Klassen mit über 100 Schülern.
Das Schulgeld in der damaligen Mädchen-Bürgerschule betrug 18 - 72 Mark. Die Borngassenschule wurde dann bis zum Jahre 1942 Mädchenschule.
Der Schulhof war bis in die 30er Jahre durch eine Bretterwand getrennt. Die Hälfte gehörte den Mädchen, die andere den Jungen. In den Unterrichtsräumen der Straßenseite wurden die Jungen und auf der anderen Hofseite die Mädchen unterrichtet.
Durch Fahrlässigkeit des damaligen Hausmeisters brannte im Frühjahr 1932 der Dachstuhl gänzlich ab.
Danach erfolgte an der Schulhofseite eine Aufstockung mit zusätzlicher Schaffung von drei Klassenräumen.
In der Zeit des Hitlerfaschismus wurde die Schule benutzt, um die faschistische Ideologie in die Köpfe der Jüngsten einzuhämmern. Sie wurden im Geiste des Revanchismus, des Rassismus erzogen. Alle fortschrittlichen Lehrer wurden entfernt.
Aus den Klassen kamen in den letzten Kriegsjahren noch Kinder zum Volkssturm, um das „Tausendjährige Reich“ (Hitlerwahnvorstellungen) zu retten.
Die Schule wurde dann im 2.Weltkrieg zum Lazarett der faschistischen Armee eingerichtet und nach der Befreiung vom Faschismus zuerst von den Amerikanern und dann von der Roten Armee belegt.
Die Schule wurde am 01.10.1945 wieder eröffnet. 804 Schülerinnen wurden unterrichtet. Die Einteilung erfolgte noch nach Knaben- und Mädchenschule. Da das Gebäude jedoch noch als Lazarett diente, mietete die Stadt Räume im Alten Gemeindehaus, im Konsum, im „Kaffee Kolditz“ und in der Georgenbrauerei. Zwei Klassen wurden in die Oberschule verlegt.
Die kommissarische Leitung beider Volksschulen (Ernst-Thälmann-OS und Thomas-Müntzer-OS) übernahm Rektor W. Jesdinsky.
In den gemieteten Räumen fand Schichtunterricht statt, der jede Woche wechselte, so dass in beiden Schulen einmal vormittags und einmal nachmittags unterrichtet wurde.
Bis auf die Schulbänke war das wesentliche Schulinventar während des faschistischen Krieges verloren gegangen. Es gab keine Schulbücher, die alten durften nicht mehr verwendet werden, da diese mehr oder weniger mit der faschistischen Ideologie verseucht waren.
Im Schuljahr 1945/46 nahmen insgesamt 15000 Neulehrer ihre Arbeit auf.
Ende Oktober 1945 bekamen die noch unbeheizten Klassen im Konsum Öfen und auch Kohlen.
Hauptunterrichtsmittel war die Zeitung. Der Bürgermeister machte sich im November 1945 ein Bild von den miserablen Zuständen wie schadhafte Fenster und mangelhaftes Licht. Diese sollten umgehend entsprechend den vorhandenen Möglichkeiten behoben werden.
Die 1. Elternversammlung fand am 14.11.1945 in der Aula der Oberschule statt. 300 Eltern sowie Bürgermeister Blass, sein Stellvertreter und eine Vertreterin des Frauenausschusses nahmen teil. Hauptinhalt war „Die neue Schule im neuen Staat“.
Neue Lese- und Rechenbücher kamen Ende des Jahres 1945, die über die Firma Alban Heß geliefert wurden.
Durch Kohleknappheit sanken die Zimmertemperaturen teilweise auf 4 Grad. Die Klasse im Gemeindehaus musste am 11.12.1945 vorübergehend schließen. Unmittelbar danach wurden vom Bürgermeister Kohlen angefahren, so dass der Schulbetrieb wieder aufrechterhalten werden konnte.
19.12.1945 fand in der Aula der Oberschule die Bezirkslehrerkonferenz statt. Thema: „Schule und Elternschaft“ und „Komponisten“, die von der Hitlerregierung dem Volke vorenthalten wurden.
15.01.1946: Eröffnungsfeier der neu hergerichteten Borngassenschule Ansprachen hielten der Rektor, der Bürgermeister Blass, Schulrat Thormann, Landrat Möller u.a.
Am 22.2.1946 wurde auf einer Hauptkonferenz angewiesen, Halbjahreszeugnisse für Ende März herauszugeben und das Schuljahr am 01.08.1946 zu beenden.
Durch die Initiative des antifaschistischen Frauenausschusses erhielten 350 Kinder fünfmal wöchentlich eine warme Suppe.
Am Vorabend des 1. Mai beteiligten sich die Schüler der Borngassenschule am Fackel- und Lampionumzug.
Am 13.07.1946 gehören in 18 Klassen 797 Mädchen zur Schule. Die Klassenfrequenzen lagen zwischen 30 und 52 Schülern. 98 Schüler wurden nicht versetzt.
Am letzten Sonntag im Juli 1946 fand im ehemaligen Kulturhaus „Thomas Müntzer“ eine würdige Schulentlassungsfeier statt. Die Eltern spendeten an diesem Nachmittag 209 M. Nach Abzug der Nebenkosten wurden von dem Restbetrag Lesematerialien gekauft.
25000 Neulehrer traten im Schuljahr 1946/47 ihren Schuldienst an.
Das Schuljahr 1947/48 wurde in der Borngassenschule mit 1245 Kindern, die in 28 Klassen (Klassen 1 - 4) unterrichtet wurden, eröffnet. Die Klassenkapazität betrug 45 - 49 Schüler.
Unterrichtsstunden im Schuljahr 1947/48:
- Klasse: 15 Stunden
- Klasse: 19 Stunden
- Klasse: 24 Stunden
- Klasse: 26 Stunden
Ab dem Schuljahr 1948/49 musste die Schule achtstufig werden. Jedes Schuljahr trat eine Stufe hinzu. Ab 01.09.1948 hatte die Borngassenschule neben den Klassenstufen 1 - 4, die Klassenstufe 5 mit 3 Klassen.
Am 24.09.1948 erhielt die Borngassenschule von der Landesregierung 53 Schiefertafeln, die den Schülern der Klassen 1 - 4 verkauft wurden. Die Schüler der Borngassenschule beteiligten sich aktiv in ihrer unterrichtsfreien Zeit an der Kartoffelernte.
Am 12.10.1948 wurde der Tag der „Offenen Schultür“ durchgeführt. 59 Eltern besuchten an diesem Tag die Unterrichtsstunden.
Am 11.11.1950 fand das Richtfest für den Anbau der Borngassenschule statt. Nach der Fertigstellung standen 4 weitere Klassenräume zur Verfügung.
Ab Dezember 1950 fand kein Schichtunterricht mehr statt, da einige Klassen an die Promenadenschule (jetzige Goetheschule) abgegeben wurden.
Anfang Mai setzte an der Borngassenschule in Sangerhausen die Arbeit der Jungen Pioniere ein.
Nach der Neueinteilung der Sangerhäuser Schulen waren es noch 350 Pioniere in der Borngassenschule, nach wenigen Wochen waren es bereits 400.
Es bestanden zum Jahresende vier Arbeitsgemeinschaften (Basteln, Chor, Laienspiel und Volkstanz).
Am 16.04.1951 wurde die erste Schulfunkanlage in Sangerhausen in der Borngassenschule in Betrieb genommen. Die erste Sendung wurde Ernst Thälmann gewidmet.
Die Entwicklung der Stadt Sangerhausen zur Bergstadt brachte einen starken Zugang von Bergarbeiterfamilien. Da zu dieser Zeit noch keine neue Schule gebaut werden konnte, erhöhten sich die Klassenfrequenzen besonders an der Borngassenschule (z.B. Klasse 6 = 60 Schüler).
Am 12.06.1951 wurde von den Stadtverordneten beschlossen, die Borngassenschule in „Thomas-Müntzer-Schule“ umzubenennen.
Im Zusammenhang mit der in den 50er Jahren beginnenden Verbindung unserer Schule mit dem neu erschlossenen Thomas-Müntzer-Schacht in Sangerhausen, war der Name Thomas Müntzer von Anfang an immer mit einer Doppelbedeutung verbunden. Die Schüler lernten die historische Bedeutung kennen und sie sahen und erlebten im Kampf der Bergleute die gesellschaftliche Umwälzung.
Am 13.06.1951 wurde der fertig gestellte Erweiterungsbau der Thomas-Müntzer-Schule übergeben.
Ab September 1951 wurde nach neuen Lehrplänen unterrichtet. Erstmalig wurden Elternbeiräte gewählt.
Im Februar 1952 wurden über 13 Anträge zum Besuch der Oberschule und 9 Anträge zum Besuch der Zehnjahresschule beraten (soziale Zusammensetzung: 8 Arbeiterkinder, 1 Kind der Intelligenz, 13 Sonstige).
Im Schuljahr 1954/55 wurde erstmalig seit 1945 die Jugendweihe durchgeführt.
Patenbetrieb der Thomas-Müntzer-Schule ist der Thomas-Müntzer-Schacht.
Ab dem folgenden Schuljahr wurde der Werkunterricht eingeführt. Von den Schülern wurden Werkzeuge gesammelt, die Werkbänke wurden mit Unterstützung des Patenbetriebes hergestellt.
In der außerschulischen Arbeit wurde die polytechnische Erziehung durch die Arbeitsgemeinschaften „Junge Naturforscher“, „Junge Künstler“, „Geschickte Hände“ und „Das Rote-Kreuz-Aktiv“ sowie durch die praktische Arbeit auf den LPG-Feldern gefördert.
Vom 01.09.1958 wurde ab den Klassen 7 bis 9 der Unterricht in der Produktion eingeführt. Mit dem 01.09.1959 trat ein neuer Lehrplan für den Unterricht in der 10-klassigen Allgemeinbildenden Oberschule in Kraft. Das Schuljahr umfasste danach 38 Unterrichtswochen.
Das Schuljahr 1959/60 begann mit 18 Klassen, in denen 676 Schüler unterrichtet wurden.
Im Gebäude der Thomas-Müntzer-Schule fanden auf Grund der zentralen Lage der Unterricht der Volkshochschule, der Musikschule, der Lehrerweiterbildung und die Gewerkschaftstagungen statt.
Veränderungen bis 1967 im Schulhaus:
- Schaffung bzw. Erneuerung von Unterrichtkabinetten
- Neugestaltung des Werkraumes
- Vergrößerung der Schulküche
- Neuerschaffung der Toilettenanlagen
- Erweiterung der Heizungsanlage
- Vergrößerung der Hortkapazität
1972/73 - Die Schule erhält eine neue Heizung und wurde im Anschluss gemalert.
1984 - Die Schule erhält im Friesenstadion eine Turnhalle.
1985 - Die Hälfte des Schulhofes wird durch Betonplatten befestigt.
1988 - Schaffung einer Wasserleitung und Anschluss an das öffentliche Netz der Wasserversorgung im Schulgarten
1989 - Entstehung eines neuen Gebäudes im Schulgarten, indem auch unterrichtet werden kann
1991 - Die Schule ging in die Verantwortung des Kreises über. Beginn der Sanierung des Daches, der Außenfassade und der Fenster.
1995 - Anschaffung neuer Möbel für das Hauswirtschaftskabinett
1996 - Trockenlegung des Schulgebäudefundamentes, Schulhof mit neuem Kies und Splitt versehen, neue Möbel für den Werkraum
1998/99 - komplette Sanierung des Südflügels
Januar 1998 - Übergabe des vollsanierten Nordflügels
1993 - Durchführung der 1. Projektwoche
Februar 1995- Erscheinen der 1. Ausgabe der Schülerzeitung „Happy Paper“
1995 - Kontakt zu einer Partnerschule in Trnava
Juli 1998 - 100-jähriges Schuljubiläum
Beitrag erstellt von Julia Stöber und Oliver Dressler (Klasse 10a - 2010)